Wenn eine Fehlstellung vorliegt und Schmerzen auftauchen, ist dies oft ein Hinweis, dass eine Abnützung entsteht. Um die Implantation eines neuen Kniegelenks um ca. 15 Jahre hinauszuzögern, kann man in manchen Fällen eine Achskorrektur vornehmen und behält das eigene Gelenk

Warum eine Achskorrektur / Umstellungsosteotomie?

Die meisten unserer Patienten haben bereits eine Knie-Abnützung und ihnen wurde eine Prothese vorgeschlagen. Manche unserer Patienten sind aber auch erst 20 Jahre alt und wollen einer späteren Abnutzung vorbeugen und lassen daher die Fehlstellung frühzeitig korrigieren, bevor Schäden entstehen.

Keine Beinachse gleicht der anderen. Die am häufigsten auftretenden Fehlstellungen sind das X-Bein (Genu valgum) und das O-Bein (Genu varum), entweder angeboren oder erworben durch Unfälle oder Abnützung, gemeinsam mit einer Instabilität der Bänder und Knorpelschäden. Bei derartigen Fehlstellungen werden entweder der äußere Gelenksknorpel (beim X-Bein) oder der innere Gelenksknorpel (beim O-Bein) durch jahrelange, falsche Belastung in Mitleidenschaft gezogen, sodass Schmerzen und Bewegungseinschränkungen die Folge sind. Oft ist später eine Prothese (Knieprothese, Oberflächenersatz) notwendig.

Die Umstellung bewirkt, dass die Fehlbelastung des betroffenen Kniegelenks korrigiert wird, das Bein an die normale Beinachse ausgerichtet und eine potenzielle Gelenksabnützung aufgehalten oder wenigstens verlangsamt wird. Dadurch wird ca. 90% weniger Belastung im abgenützten Teil des Gelenks sein. Wenn Sie bereits eine Abnutzung haben, gewinnen ca. 15 Jahre an zusätzlicher Zeit bis zu einer möglichen Knieprothese. Wenn Sie noch keine Abnutzung aber einer Fehlstellung haben, können Sie das eigene Gelenk über das ganze Leben lang gesund erhalten, indem Sie die Achse korrigieren.

Vorbereitung

Nach einer ausführlichen Anamnese über die bereits durchgeführten Maßnahmen (Knorpelaufbauspritzen, Physiotherapie, vorangegangene Operationen, ...) und die Beeinträchtigung im Alltag (Belastungsschmerz, Ruheschmerz, Anlaufschmerz, Nachtschmerz, ...) wird durch das Ausfüllen von international validierten Fragebögen eine objektive Bewertung durchgeführt, wie dringlich eine Knieprothese ist und ob sie nötig ist. Vorteile und Nachteile werden erläutert.

Durch ein eigenes präoperatives Schema, bei welchem Vitamin D Wert, Folsäure, Eisen, etc. bestimmt werden, können bereits VOR der Operation Mangelzustände (Vitamin D Mangel, Anämie, Eisenmangel, ...) ausgeglichen werden durch die Einnahme entsprechender Präparate. Dieses Vorgehen ist zwar international üblich, aber in Österreich aus organisatorischen Gründen wenig verwendet. Durch diese optimale OP-Vorbereitung sind die Infektionsrate, die Komplikationsrate, die Gabe von Blutkonserven und andere unerwünschte Nebenwirkungen signifikant und relevant vermindert, teils um den Faktor zehn.

Operationsmethode, Langzeitergebnisse und Zufriedenheit (Achskorrektur)

Zuerst wird mit einer winzigen Kamera im Gelenk (Arthroskopie) nachgesehen, ob eine Hälfte im Gelenk noch in Ordnung und die Operation möglich ist. Die kaputte Hälfte wird – soweit möglich – repariert.

Dann wird der Knochen am Ort der Fehlbildung außerhalb des Gelenks durchgeschnitten und eingerichtet. Das Ergebnis wird mittels Röntgen in beiden Ebenen am OP-Tisch kontrolliert und der Knochen mit einer Platte in der richtigen Stellung fixiert. Das Gelenk wird dafür nicht eröffnet.

In der Regel wird diese Operationen ohne Blutsperre (eine Art Blutdruckmanschette) durchgeführt, sodass Ihr Thromboserisiko gering bleibt.

Bei älteren PatientInnen mit Kniegelenksabnutzung sind die Langzeitergebnisse denen einer Knieprothese ähnlich, aber mit dem Vorteil, dass Sie das eigene Gelenk behalten. Im Schnitt gewinnen Sie ca. 15 Jahre an guter Lebensqualität VOR einer Prothese. Das Problem bei Knieprothesen ist nämlich, dass diese nicht ewig halten.

Bei jüngeren PatientInnen mit Abnützung (bei denen eine Prothese aufgrund des jungen Alters noch nicht möglich ist) stellt diese Operation die erste Wahl dar und hat exzellente Ergebnisse. Daher ist der Erfolg bei Patienten ohne Abnützung lebenslang vorhanden.

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Rehabilitation

Durch den Einsatz der sogenannten „Fast Track Surgery“ erlangen Sie schnellstmöglich die volle Beweglichkeit zurück. Sie können in der Regel am OP-Tag schon aufstehen. Sie sollten für 2-3 Wochen Krücken verwenden. Nach 3-5 Tagen werden Sie entlassen und können die Nachbehandlung in unserer eigenen Privatklinik (Ambulatorium OPZ Graz, IRM Institut für Regenerative Medizin) fortsetzen, dabei unterstützt Sie die Kasse mit ca. der Hälfte der Kosten. Es ist von besonderer Wichtigkeit, dass Sie schnell wieder Sport und Bewegung betreiben. Deswegen folgt auf die Operation eine spezielle Physiotherapie, die von mir extra für die Rehabilitation entwickelt wurde. Rechnen Sie mit 4-6 Wochen Krankenstand, je nach Beruf.

Nachbehandlung

Meist können Sie sofort nach der Operation das Bein abbiegen, da stabile Verhältnisse vorliegen. Sie dürfen anfänglich nur teilbelasten, bis der Knochen zusammengewachsen ist.

Sie beginnen sofort mit der Therapie (Lymphdrainage).

Für wenige Wochen wird Ihr Kniegelenk geschwollen sein, gelegentlich auch dauerhaft bei Umstellung im Oberschenkel. Bis zur Wiederherstellung der Kraft im Kniegelenk werden Sie mit 3 - 6 Monaten Aufbautraining rechnen müssen (Physiotherapie).

Tag 1 - 3: Verband mit Tupfer, zwei Krücken, Eisauflegen, Bein hochlagern, Schmerzmedikation. 12 – 24 Stunden andauernde Taubheit im Bein, danach setzen postoperative Schmerzen ein. Üblicherweise kommt es zu kleineren Nachblutungen. Sie gehen am ersten postoperativen Tag im Zimmer herum, am 2. Tag am Gang und am dritten postoperativen Tag über die Stiegen.

1. Woche: Verbandswechsel bei uns, Lymphdrainage. Knackgeräusche sind normal.

2. Woche: Nahtentfernung bei uns, Lymphdrainage, Physiotherapie, Lasertherapie. Sitzender Beruf Teilzeit möglich. Spaziergänge mit zwei Krücken.

3. Woche: Knöchern beginnender Durchbau, eventuell eine Krücke weglassen.

4. Woche: Knöchern belastungsstabil, Walking möglich, Muskelaufbau, Krücken weglassen. Bedingt berufsfähig.

2. - 3. Monat: Beginn mit Sport / größerer Belastung. Volle Berufstätigkeit. Sie beginnen die Verbesserung zu merken.

6. - 9. Monat: Sie sind aktiver als vor der Operation und haben keine / kaum Schmerzen.

12.-18. Monat: Das Endresultat ist eingetreten, Sie sind in der Regel wieder sportfähig und viel aktiver als präoperativ. Sie sollten schmerzfrei sein.