Wie lange hält eine Knieprothese?
Bei einer Kniegelenksabnützung stehen viele vor der Frage: Brauche ich ein neues Knie oder greife ich auf alternative Methoden zurück? Ein wichtiges Entscheidungskriterium ist dabei die Haltbarkeit einer Prothese. Aber wie lange kann man eine Prothese nun wirklich tragen? Und was beeinflusst die Tragedauer?
Als Faustregel gilt: Eine gute Prothese hält in der Regel mindestens 10 Jahre lang. Wenn es sich um eine qualitativ hochwertige Prothese handelt, funktioniert diese in 97 % der Fälle 10 Jahre nach einer Operation noch einwandfrei und kann im Großteil der Fälle bis zu 30 Jahre lang komplikationsfrei getragen werden. Entscheidet man sich also mit einem Alter von 60 Jahren für eine Prothese, bedeutet das demnach, dass diese mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Leben lang hält und nachhaltig die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten steigert.
Wie lange eine Prothese tatsächlich hält, hängt von verschiedensten Faktoren ab.
Prothesen-Typ entscheidend für die Lebensdauer
Der größte Einflussfaktor ist der Typ der Prothese.
Zu den „guten“ Prothesen zählt eindeutig der Oberflächenersatz, ein Medizinprodukt, bei dem nur die abgenutzte Knorpel-Oberfläche ersetzt wird. Dabei bleiben Seitenbänder, Kniescheibe, hinteres Kreuzband sowie alle Sehnen vollkommen bestehen. Da die Anatomie hier nahezu unberührt bleibt, funktionieren die Prothesen auch nach 10 Jahren in bis zu 98 % der Fälle problemlos.
Wie die unterschiedlichen Prothesen-Typen aussehen, zeigt Doz. Dr. Pabinger in diesem Video:
Wann eine Knieprothese versagt: Gründe für Wechseloperationen
Das Risiko einer Wechseloperation kann vor allem durch den Einsatz der richtigen Implantate minimiert werden. Foto: Jan-Otto via Canva.com
Trotz all der Vorteile bringt eine Knieprothese natürlich, wie auch alle anderen Eingriffe, gewisse Risiken mit sich und es kann passieren, dass das Gelenk gewechselt werden muss. In den ersten 10 Jahren ist der häufigste Grund ein Infekt. Trotz Hygiene und Vorsichtsmaßnahmen während und nach der Operation kommt es in 1 % der Fälle zu einer bakteriellen Infektion im Bereich des Implantats.
Nach 10 Jahren ist der Hauptgrund für eine Wechseloperation die aseptische Lockerung. Für diese Art der Lockerung kann es viele verschiedene Gründe geben, wie zum Beispiel das Lösen der Befestigung der Prothese, die übermäßige Bildung von Bindegewebszellen (Vernarbungen) oder Frakturen im Bereich der Prothese.
An dieser Stelle ist jedoch anzumerken, dass die Wahrscheinlichkeit einer Komplikation mit der Zeit abnimmt. Wenn also nach den ersten sechs Wochen postoperativ kein Infekt und keine Lockerung eingetreten sind, ist die Chance sehr gering, eine Wechseloperation in Zukunft zu benötigen.
Faktor Gewicht: Was die Lebensdauer einer Prothese noch beeinflusst
Neben dem Prothesen-Typ beeinflusst auch das Körpergewicht die Tragedauer der Prothese. Bei Betroffenen mit Übergewicht lockert sich das künstliche Kniegelenk deutlich öfter als bei Personen im normalgewichtigen Bereich. Übrigens: Wer sein Gewicht grundsätzlich im Normbereich hält, braucht generell seltener ein Implantat.
Weiters gibt es noch geschlechtsspezifische Unterschiede. So erhalten zum Beispiel mehr Frauen ein künstliches Kniegelenk als Männer. Das hängt hauptsächlich mit dem Übergewicht zusammen, innerhalb derselben Gewichtsklassen finden sich diese Unterschiede kaum.
Auch der Faktor Arzt oder Krankenhaus ist sehr gut untersucht. Dabei zeigen sich aber nur geringe Unterschiede zwischen den verschiedenen Institutionen, da der Großteil mittlerweile auf qualitätssichernde Maßnahmen setzt.
Der größte Einflussfaktor ist allerdings, wie eingangs erwähnt, das Produkt selbst, also welcher Prothesen-Typ verwendet wird. Abhängig davon variieren die Lockerungsraten nach 10 Jahren zwischen 2 und 30 %.
Wann ist ein künstliches Knie sinnvoll?
- Wenn man konservativ ausbehandelt ist, also Spritzen, Stammzelltherapie oder Einlagen nichts mehr bringen
- Wenn man Belastungsschmerzen, Nachtschmerz oder Ruheschmerz hat
- Wenn der Besuch von Freunden und das tägliche Leben zur Last werden
Vor allem im zunehmenden Alter sollte man bei einer Kniegelenksabnützung nicht zu lange mit dem Verwenden einer Knieprothese warten, denn wie bei jeder Operation sollten Herz und Kreislauf noch gut funktionieren. Mit bis zu 30 Jahren Haltbarkeit der Prothese kann im 60. Lebensjahr also problemlos implantiert werden.
Doz. Dr. Pabinger operiert erst, wenn es wirklich notwendig ist: „Ein künstliches Knie sollte erst dann eingesetzt werden, wenn alle konservativen Mittel ausgeschöpft sind.“
Foto: Andrey Popov via Canva.com
Patienten mit künstlichem Gelenk aktiver und daher gesünder
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die richtige Prothese mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mindestens 10 Jahre lang hält. Wird sie mit beispielsweise 60 Jahren eingesetzt, kann sie von einem Großteil der Patientinnen und Patienten ein Leben lang getragen werden. Das bedeutet, dass Schmerzen nachhaltig minimiert werden und die Lebensqualität steigt. Denn: Wer sich ein künstliches Knie einsetzen lässt, ist im Alter nachweislich aktiver als Patientinnen und Patienten mit Arthrose und es kommt deutlich seltener zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen.
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Wir beraten Sie gerne, welche Therapie und Behandlungsform für Sie am besten geeignet ist.
Quelle: Sämtliche Zahlen basieren auf den sogenannten Registerdaten. Im Großteil der Länder wird das verwendete Medizinprodukt mit einem Strichcode abgescannt und in ein nationales Implantatregister eingetragen. Zusammen mit den Aufnahme- und Entlassungsdaten von Krankenhäusern und mit den Sterberegistern kann man daher exakt nachvollziehen, wie lange ein Implantat im Körper bleibt.